

Der Kontrast, wie man mit Natur und Umwelt inzwischen umgehen müsste, könnte in Wilhelmshaven kaum größer sein :) | foto.hufenbach
18-12-2024 | Pressemitteilung | NABU | Wilhelmshaven
NABU erörtert Konfliktfelder
Was ist eigentlich los in Wilhelmshaven? Diese Frage konnte man sich schon stellen in Anbetracht der vielen "Baustellen", die sich beim Besuch des Landesvorsitzenden des NABU Niedersachsen, Dr. Holger Buschmann aus Hannover, und des Fachbereichsleiters Klima- und Umweltpolitik der NABU-Bundesgeschäftsstelle, Daniel Rieger aus Berlin, auftaten. Beide waren angereist, um in erste Gespräche direkt mit der Industrie einzusteigen und die Positionen des NABU zu erläutern. Thematisiert wurden die Projekte der Energiedrehscheibe Wilhelmshavens.Im Anschluss an die Gespräche wurden Dr. Buschmann und Daniel Rieger über die aktuelle Lage Wilhelmshavens in der Energiewende informiert. Florian Carius und Dr. Thomas Dirk führten durch die Schutzgebietskulisse und wiesen auf die zahlreichen Flächenkonflikte zwischen Naturschutz und Hafenwirtschaft an Wilhelmshavens Jadeküste hin.
So ging es um die Überplanung des EU-Vogelschutzgebiets Voslapper Groden-Nord für Wasserstoff-Energie, die ausgesetzten Zuchtschweine im EU-Vogelschutzgebiet Voslapper Groden-Süd und die bestehenden bzw. im Bau befindlichen LNG-Terminals mit ihren Chlor- und Ultraschallemissionen sowie dem Thema Fischansaugung von Industrieanlagen. In diesem Zusammenhang kommt es zu einem ausufernden Sedimenteintrag in der Jade mit Auswirkungen auf die Wassertrübung und der Zerstörung gesetzlich geschützter Unterwasser-Biotope.
Das Vogelbrut- und -rastgebiet im Voslapper Vorland wurde in Augenschein genommen, ebenso die Planungen einer weiteren Tankerlöschbrücke für Flüssiggas zur Erweiterung des JadeWeserPorts, die Versiegelung und Windkraft-Anlagenplanung im JWP-Hafengroden und die aktuelle Rodung der Geniusbank. Hier steht zunächst die Überbauung des Nordstrandes an, später auch die des Geniusstrandes. Weitere Projekte konfliktträchtiger Nutzungen in und um Wilhelmshaven herum standen bei dem Besuch auf dem Zettel - von den Industrieruinen, industriellen Brachflächen, der Kohleverstromung im Rüstersieler Groden über Öl-Import bis zur Erweiterung des Marinestützpunkts und die landwirtschaftliche Nutzung auf dem Areal des ehemaligen Enten-Sees im Heppenser Groden.
Deutlich wurde einmal mehr im Gesamtüberblick, dass es Wilhelmshaven an politischer Steuerung mangelt, um die räumlichen Konflikte insbesondere mit bestandsgefährdeten Vogelarten zu entschärfen und der Hafenwirtschaft erst jene Areale umfänglich zur Nutzung zur Verfügung zu stellen, die außerhalb von geschützten Gebieten liegen. Seitens der Industrie lassen die Planungsvisionen seit Jahrzehnten ein vernünftiges Augenmaß vermissen.
Die 2024 rechtskräftig gewordene EU-Wiederherstellungsverordnung gibt dem NABU Rückenwind, sich weiter für die Natur stark zu machen. Wilhelmshaven ist Mitglied im Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt" und darf nicht weiter stetig Biodiversität aus dem Stadtgebiet in irgendwo liegende Ausgleichsflächen outsourcen, sondern muss hier seinen Beitrag leisten zum globalen Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 30 % aller Fläche unter Schutz zu stellen und degradierte Flächen aktiv zu renaturieren.Der NABU Wilhelmshaven e.V. bedankt sich ausdrücklich für diesen fachlichen Austausch in unserer Stadt und sieht seinen Landes- und Bundesverband samt EU-Büro gut gewappnet, die lokalen Herausforderungen naturschutzpolitisch auf den übergeordneten Ebenen kompetent zu begleiten.
Wir freuen uns auf den weiteren Gedankenaustausch mit Politik, Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern zum Wohle und zukunftsfähigen Miteinander von Mensch und Natur in der "Grünen Stadt am Meer".
-ex> NABU | Wilhelmshaven
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