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Neue Daten offenbaren: Die CO₂-Vorzeigedeponie Sleipner ist gescheitert | 05-11-2024

FOTO: Hufenbach


Seit Jahrzehnten wird in Wilhelmshaven überdurchschnittlich viel CO2 produziert, auch nach der Abschaltung des ersten Kohlekraftwerkes :( | foto.hufenbach

05-11-2024 | Pressemitteilung | Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager e.V. | keinco2endlager.de

Die Kritik am Kohlendioxidspeicherung- und -transportgesetz – KSpTG wächst

Im Vorfeld der Expertenanhörung zum Kohlendioxidspeicherung- und -transportgesetz (KSpTG), die am Mittwoch, den 6. November 2024 um 11 Uhr im Bundestag stattfinden soll, formiert sich zunehmender Widerstand gegen die geplante Gesetzesinitiative der Ampelregierung. Die Bürgerinitiative gegen CO₂-Endlager e.V. kritisiert das Vorhaben zum Transport und zur Endlagerung von CO₂ als eine riskante Fehlentwicklung, die der Öl- und Gasindustrie in die Hände spielt und den dringend benötigten Wandel zu klimafreundlichen Alternativen behindert. Wie aus jetzt online zugänglichen Daten hervorgeht, hat Equinor jahrelang deutlich höhere Mengen an deponiertem CO₂ gemeldet, als tatsächlich verpresst wurden. Die Realität, die jetzt durch veröffentlichte Zahlen bekannt wurde, ist alarmierend: Statt der oft verkündeten Menge von fast einer Million Tonnen pro Jahr(1) wurde tatsächlich erheblich weniger CO₂ verpresst(2). Dies wirft gravierende Fragen zur Überwachung und Zuverlässigkeit solcher Endlager auf, die künftig in industriellem Maßstab genutzt werden sollen.

„Die jüngst veröffentlichten Daten bestätigen, was wir seit Langem befürchten: CCS (Carbon Capture and Storage) wird als Instrument der Dekarbonisierung verkauft, obwohl die Versprechungen nicht eingehalten werden. Eine effektive Überwachung scheitert schon beim Volumenfluss und ist praktisch unmöglich, wenn es um tausende Quadratkilometer unter der Nordsee geht“, erklärt Dr. Reinhard Knof, Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen CO₂-Endlager.

Eine detaillierte Analyse der Emissionszahlen des Unternehmens zeigt auch grundsätzliche Problem auf. Selbst ohne Berücksichtigung der Scope-3-Emissionen (Emissionen beim Verbrennen des geförderten Gases) verursacht Equinor jährlich 11,4 bis 15,4 Mio. t CO₂ – das sind 12,7 bis 17,1 Mal mehr als die angeblich verpresste Menge von 0,9 Mio. t CO₂ pro Jahr. Ein Blick auf die Scope-1-Emissionen (direkt an der Quelle entstehende Emissionen) der letzten drei Jahre im Feld Sleipner zeigt, dass lediglich 43 % des dort freigesetzten CO₂ tatsächlich deopniert wurden.

„Sleipner muss als gescheitertes Projekt angesehen werden(3)– wie schon zwölf weitere CCS-Projekte der EU(4), das wiederholt leck geschlagene DECATUR-Projekt in den USA(5) und nahezu alle anderen CCS-Initiativen weltweit(6)“, führt Knof weiter aus.

Bisher wurden bereits 83 Milliarden Dollar in CCS investiert(7), ein Großteil davon aus öffentlichen Mitteln. Solche Subventionen fließen letztlich in die Verlängerung der fossilen Ära, während gleichzeitig die Mittel für einen dringend notwendigen Umbau der Wirtschaft in Richtung Klimaschutz und den Erhalt der Artenvielfalt fehlen.  

Es ist höchste Zeit, CCS als das zu begreifen, was es ist: ein Instrument, das der Öl- und Gasindustrie ein „grünes“ Image verschaffen soll und eine fortgesetzte Abhängigkeit von fossilen Energien fördert. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise und des zunehmenden Artensterbens können wir es uns nicht leisten, hunderte von Milliarden in diese Fehlentwicklung zu stecken.

Hintergrund:

Entgegen der landläufigen Behauptung von Politik und Industrie fordert der Weltklimarat eben gerade nicht CCS als Lösung. Vielmehr ist laut Weltklimarat (IPCC) CCS die teuerste, riskanteste und eine der am wenigsten effektiven Optionen zur Bewältigung der Klimakrise.(8)   Während Industrie und Politik behaupten, dass beim CCS-Projekt Sleipner seit 1996 jährlich ungefähr eine Million Tonnen CO₂ verpresst werden, waren es im Jahr 2022 gerade mal 0,115 Mio. t CO₂ (0,322 Mio. t CO₂ im Jahr 2021). Auch die Behauptung der Umweltbehörde, „CO₂ volume flow to injection is continuously monitored“ (S. 3-145)(9) steht im Widerspruch zu jahrelangen falschen Mengenangaben, die weder der Betreiberin, noch der Umweltbehörde aufgefallen sind.


-ex> Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager e.V. | keinco2endlager.de

-ex> Carbon Capture and Storage: Ein Endlager für Treibhausgas

-ex> [1] https://www.equinor.com/energy/carbon-capture-utilisation-and-storage#projects

-ex> [2] https://sustainability.equinor.com/climate-tables

-ex> [3] https://ieefa.org/resources/norways-sleipner-and-snohvit-ccs-industry-models-or-cautionary-tales

-ex> [4] https://www.eca.europa.eu/Lists/ECADocuments/INSR18_24/INSR_CCS_DE.pdf

-ex> [5] https://herald-review.com/news/state-regional/government-politics/adm-pauses-carbon-injections-after-potential-fluid-seepage-discovered-in-second-well/article_86b66b84-8025-11ef-8541-b75dcfa16ad0.html#tncms-source=login&tncms-source=login

-ex> [6] https://www.newscientist.com/article/2336018-most-major-carbon-capture-and-storage-projects-havent-met-targets/

-ex> [7] https://www.bloomberg.com/features/2023-carbon-capture-technology-running-out-of-time/

-ex> [8] https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/figures/summary-for-policymakers/figure-spm-7/

-ex> [9] https://www.miljodirektoratet.no/publikasjoner/2024/mars-2024/greenhouse-gas-emissions-1990-2022-national-inventory-report/


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