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Oxfam-Bericht zur sozialen Ungleichheit | 20-01-2025

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Jeder 5. in Deutschland gilt als arm :) | foto.hufenbach

20-01-2025 | Pressemitteilung | Oxfam

Vier neue Milliardär*innen pro Woche – 3,6 Milliarden Menschen weiterhin in Armut

Das Vermögen von Milliardär*innen wuchs 2024 um zwei Billionen US-Dollar, dreimal schneller als 2023: Oxfam fordert Milliardärssteuer, Investitionen in soziale Gerechtigkeit und Beschränkung von Konzernmacht

Im Jahr 2024 gab es 204 neue Milliardär*innen. Das entspricht im Schnitt fast vier neuen Milliardär*innen pro Woche. Die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, stagniert dagegen seit langem. Das zeigt der Bericht „Takers not Makers”, den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht. Zeitgleich erleben wir heute, wie sich die globale Wirtschaftsmacht der Milliardär*innen in politischer Macht niederschlägt – mit dem Amtsantritt von Donald Trump, unterstützt vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk. Oxfam fordert, dass die kommende Bundesregierung Milliardär*innen besteuert, in soziale Gerechtigkeit investiert und die politische Macht Superreicher zum Schutz der Demokratie beschränkt.

Der Bericht zeigt:

-> 2024 gab es weltweit 204 neue Milliardär*innen. Das entspricht im Durchschnitt fast vier neuen Milliardär*innen pro Woche. Weltweit gibt es 2.769 Milliardär*innen.

-> Das Gesamtvermögen von Milliardär*innen weltweit ist 2024 von 13 Billionen US-Dollar auf 15 Billionen US-Dollar gestiegen. Das entspricht rund 5,7 Milliarden US-Dollar pro Tag. Damit wuchs das Gesamtvermögen der Milliardär*innen weltweit 2024 dreimal schneller als 2023.

-> Bei den reichsten 10 Milliardären wuchs das Vermögen im Durchschnitt um 100 Millionen US-Dollar pro Tag. Selbst wenn sie über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie Milliardäre.

-> In Deutschland ist 2024 die Gesamtzahl der Milliardär*innen um neun auf 130 gestiegen. Deutschland hat die viertmeisten Milliardär*innen weltweit.

-> Das Gesamtvermögen aller deutschen Milliardär*innen stieg 2024 um 26,8 Milliarden US-Dollar auf 625,4 Milliarden US-Dollar. Das sind 73 Millionen US-Dollar pro Tag. 

-> Oxfam hat errechnet, dass 36 Prozent des Gesamtvermögens von Milliardär*innen aus Erbschaften stammt. In Deutschland sind es sogar 71 Prozent.

-> Während Superreiche immer reicher werden, ist die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, seit 1990 unverändert geblieben und beträgt fast 3,6 Milliarden.

-> Für viele Familien bedeutet Armut Hunger. Heute müssen weltweit 733 Millionen Menschen hungern – etwa 152 Millionen mehr als 2019.

-> Der neue Oxfam-Ungleichheitsbericht zeigt zudem, wie Superreichtum und soziale Ungleichheit auf die Geschichte des Kolonialismus zurückzuführen sind. Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren. Sie dominieren Institutionen wie IWF oder Weltbank sowie die Finanzmärkte. Zwischen 1970 und 2023 zahlten die Regierungen des Globalen Südens 3,3 Billionen US-Dollar Zinsen an die Gläubiger im Globalen Norden.

Serap Altinisik, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, kommentiert:
„Pro Woche gibt es vier neue Milliardär*innen. Gleichzeitig ist die Zahl hungernder Menschen in den vergangenen fünf Jahren auf 733 Millionen gestiegen. Der Vermögenszuwachs der Superreichen ist grenzenlos, während es bei der Bekämpfung der Armut kaum Fortschritte gibt und zum Beispiel Deutschland die Unterstützung einkommensschwacher Länder sogar kürzt. Der Abgrund der Ungleichheit reißt immer weiter auf, auch mit Folgen für unsere Demokratie. Denn Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht. Das sehen wir heute bei der Amtseinführung des US-Präsidenten Donald Trump: ein milliardenschwerer Präsident unterstützt vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk.”

Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland:
„Auch in Deutschland wächst der Superreichtum unaufhaltsam. Das Gesamtvermögen deutscher Milliardär*innen stieg 2024 um 73 Millionen US-Dollar pro Tag. Deutschland hat die viertmeisten Milliardär*innen weltweit. Auf der anderen Seite hat die Armut in den letzten Jahren stark zugenommen, viele Menschen können ihren gewohnten Lebensstandard nicht mehr halten. Diese extreme Ungleichheit entsteht maßgeblich durch eine ungerechte Steuerpolitik. Superreiche zahlen hierzulande oft weniger Steuern und Abgaben als Mittelschichtsfamilien. Die kommende Bundesregierung muss endlich eine Besteuerung großer Vermögen beschließen und dafür sorgen, dass Superreiche ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten.“

Oxfam fordert von der nächsten Bundesregierung, Milliardär*innen und Multimillionär*innen in die Pflicht zu nehmen und ihr Vermögen mit zwei Prozent zu besteuern. Sie muss in soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz hier und weltweit investieren und die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit erhöhen statt zu kürzen. Sie muss zudem Konzernmacht beschränken, das Kartellrecht stärken und damit schädliche Marktkonzentration frühzeitiger bremsen.

Redaktionelle Hinweise:

-> Die Weltbank definiert drei Armutsgrenzen: 2,15 US-Dollar (extreme Armut), 3,65 US-Dollar und die erweiterte Armutsgrenze von 6,85 US-Dollar pro Tag.

-> Die deutsche Analyse „Milliardärsmacht beschränken, Demokratie schützen”, den englischsprachigen Bericht „Takers not Makers” sowie die methodischen Erläuterungen finden Sie zum Download in der Seitenleiste.


-ex> Armut in Deutschland | Statistika | 2023


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